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Die falschen Klimaängste einer deutschen Journalistin – Teil 2

Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 106“ im Online-Nebelspalter vom 25. März 2024 zu lesen.

Vor einer Woche habe ich hier beschrieben, wie die deutsche Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann in ihrem Buch «Das Ende des Kapitalismus» die Bedrohungen der Erderwärmung als beinahe ausweglose Katastrophe darstellt, auf die wir nur mit Einführung einer Art von Kriegswirtschaft und staatlich regulierten Rationierungen reagieren können (siehe hier). Dabei habe ich gezeigt, dass Herrmann sich bei dieser Einschätzung nur von den Aussagen sehr alarmistischer Klimawissenschaftler sowie von zufällig herausgepickten Unwetter-Ereignissen leiten lässt.

Diesem ideologischen Vorgehen habe ich eine dreiteilige wissenschaftliche Antwort gegenübergestellt, die auf Langzeitdaten klimarelevanter Naturkatastrophen im globalen Rahmen beruht: Erstens ist die Zahl solcher Unwetterkatastrophen bis heute nicht gestiegen. Zweitens sind die von Unwettern verursachten Todesfälle über die Jahrzehnte stark gesunken, und drittens gibt es bei den materiellen Schäden wegen Unwettern keinen Aufwärtstrend, wenn man die Schäden in Prozent des BIP angibt.

Was wichtig ist:

– Die deutsche Journalistin Ulrike Herrmann geht in ihrem Buch «Das Ende des Kapitalismus» unhinterfragt davon aus, dass Unwetterkatastrophen wegen des Klimawandels ständig zunehmen.
– Die Annahme ist aber weitgehend falsch, wie man sogar beim Weltklimarat IPCC nachlesen kann.
– Denn weder bei Stürmen, noch bei Hochwasser, Überschwemmungen, Dürren, Erdrutschen und Feuer gibt es bis heute global gesehen eine Zunahme oder ist eine solche bis 2100 zu erwarten.

Bei meinen bisherigen Aussagen zu Unwetter ging es nicht explizit darum, ob der menschengemachte Klimawandel als Verursacher eine Rolle spielt. Weil Ulrike Herrmann aber immer unhinterfragt davon ausgeht, dass wegen dem Verbrennen fossiler Energie und den dadurch steigenden Temperaturen die Unwetterkatastrophen massiv zunehmen, gehe ich nun auch auf diese Frage ein.

Der Weltklimarat unterscheidet 33 verschiedene Wetter-Kategorien

Die beste Antwort darauf findet man erstaunlicherweise beim Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC, siehe hier), von dem ja oft auch sehr alarmistische Prognosen zu hören sind. Im umfangreichen physikalischen Grundlagenteil seines neuesten sechsten Sachstandsberichts von 2021 (siehe hier) diskutiert er aber sachlich und detailliert, ob und wie stark sich das Auftreten globaler Unwetter wegen menschlicher Einflüsse auf das Klima bereits verändert hat, oder noch verändern wird.

Alle Wetterphänomene und alles, was ich bisher generell unter Unwetter zusammengefasst habe, wird in diesem Grundlagenbericht des Weltklimarats in 33 einzelne Kategorien unterteilt. Damit werden die sieben übergeordneten Bereiche «Hitze und Kälte», «Nass und trocken», «Wind», «Schnee und Eis», «Küstengebiete», «Offener Ozean» und «Andere» weiter ausdifferenziert. Im abschliessenden Kapitel 12 wird dann die entscheidende Frage gestellt: Nehmen die Ereignisse in jeder dieser Kategorien zu oder ab, oder gibt es keinen Trend? Die folgende Grafik zeigt die entscheidende Tabelle aus dem Bericht, die auf Seite 1856 die zusammenfassenden Antworten auf diese Frage darstellt (Ich habe früher schon darüber berichtet, siehe hier):

Quelle: IPCC AR6 WG1

Die 33 Wetter/Unwetter-Kategorien sind in der Grafik in der zweiten Spalte von links aufgelistet (Climatic Impact-driver Category). Die Antworten auf die Frage nach einem Trend des Auftretens von Ereignissen innerhalb dieser Kategorien werden in der Tabelle zeitlich aber noch differenziert: In Spalte drei von links stehen die Antworten, die bis heute gelten, in Spalte vier geht es um den Zeithorizont bis 2050, und die letzte Spalte rechts zeigt das Verhalten im Zeitraum von 2050 bis 2100.

Bis heute haben nur Hitzewellen zugenommen – keine anderen Unwetter

Weiter wird unterschieden, ob es einen steigenden (blau) oder sinkenden Trend (orange) gibt, oder ob kein Trend abgeleitet werden konnte (weiss). Zusätzlich bedeutet eine fett eingetragene Farbe, dass die entsprechende Aussage mit hoher Gewissheit gilt (High confidence). Ist die Farbe jedoch blass eingetragen, bedeutet das, dass die gemachte Aussage unsicher ist (Medium confidence). Auf solche unsicheren Aussagen gehe ich im Weiteren nicht ein.

Wie präsentiert sich nach dieser Tabelle der Status quo? Ausser, dass die Lufttemperaturen und der CO2-Gehalt der Atmosphäre gestiegen sind (erste und zweitunterste Zeile), was ohnehin niemand bestreitet, ist nach Meinung des IPCC noch die mittlere Meerestemperatur gestiegen und das arktische Meereis geschmolzen – zwei Phänomene, die bei steigenden Temperaturen fast zwangsläufig eintreten. Aus der ganzen Palette an Unwetter-Ereignissen sind es aber nur die Hitzewellen (und sogar diese nur in tropischen Regionen und einigen mittlerer Breite), die zugenommen haben – sonst stellt das IPCC überhaupt keine Veränderungen fest.

Keine Zunahme von Stürmen, Dürren und Überschwemmungen bis 2100

Und in den zwei Zukunftsprognosen bis 2050 und bis 2100 sagt der Weltklimarat nur zwei Veränderungen voraus: eine steigende mittlere Niederschlagsmenge (allerdings kombiniert mit einer sinkenden an andern Orten) und ein steigender Säuregehalt der Ozeane. Daneben aber findet sich im weiten Feld der Unwetter-Kategorien wiederum keine einzige Vorhersage über zunehmende Katastrophen.

Es ist aufschlussreich, wie viele weisse Felder diese Tabelle aufweist: also Wetter/Unwetter-Kategorien, bei denen das IPCC – immerhin das grösste internationale Gremium, das sich mit Klimafragen beschäftigt – keine gesicherten Aussagen über einen Trend machen kann. Das ist für uns natürlich von besonderer Bedeutung bei den Unwetter-Kategorien Flusshochwasser, Erdrutsche, Starkniederschläge, alle Arten von Dürren und Stürmen, starkem Schneefall und Küstenüberschwemmungen (die Aufzählung ist nicht vollständig): Bei allen findet man nur weisse Kästen, sowohl für heute, als auch für die Zukunft.

Warum also glaubt Ulrike Herrmann und der Grossteil der Medienschaffenden, dass die Unwetter zugenommen haben, weiter zunehmen werden und eine Klimakatastrophe bevorsteht? Sicher ist der Weltklimarat zum Teil selber verantwortlich dafür, denn in seiner kurzen Zusammenfassung für die Politik stehen immer wieder Sätze, die im Widerspruch zur Tabelle stehen, die ich hier gezeigt habe. Das lässt sich damit erklären, dass bei der Formulierung dieser Zusammenfassung neben den Wissenschaftlern vor allem auch Politiker Einfluss nehmen können.

Das Fazit aus meinen beiden Beiträgen zum Buch von Ulrike Herrmann steht in grossem Gegensatz zu allen alarmistischen Klimaprognosen: Sowohl die Zahlen der einzigen globalen Katastrophen-Datenbank als auch die wissenschaftlichen Prognosen des Weltklimarates geben keinen Hinweis auf einen Trend zur Verschlechterung bei allen Unwetter-Kategorien, mit Ausnahme der Hitzewellen – und dies sowohl bis heute, als auch bis ins Jahr 2100.

1 Kommentar zu “Die falschen Klimaängste einer deutschen Journalistin – Teil 2

  1. Arturo Romer

    Prof. Martin Schlumpf gibt der Klima-Panik von Ulrike Herrmann eine sehr sachliche und stichhaltige Antwort. Wir müssen heute zwei Extreme bekämpfen: die Klimawandel-Panik und die Klimawandel-Leugnung. Der Klimawandel findet statt und die Menschheit hat eine Mitverantwortung an diesem Wandel. Wir stehen jedoch nicht vor dem Weltuntergang! Die Menschheit muss mit Verantwortung, Wissen, Vernunft und Machbarkeit handeln. Kurzfristig kann man diesen Wandel nicht stoppen. Beinahe 80% des heutigen weltweiten Primärenergieverbrauchs sind übrigens noch fossiler Natur! Sehr wichtig, tragbar und effizient ist die Anpassung. Man vergesse nicht, dass der Klimawandel eine sehr grosse Trägheit hat. Daher muss man dem Faktor Zeit gebührend Rechnung tragen.

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