Politik Umwelt

Die Ressourcen wachsen rascher als die Weltbevölkerung

Screenshot

Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 137“ im Online-Nebelspalter vom 20. Januar 2025 zu lesen.

In meinem letzten Beitrag (siehe hier) habe ich anhand des Buches «Superabundance» (siehe hier) gezeigt, dass ein durchschnittlicher Weltbürger 2018 mit seinem Stundenlohn 3,5-mal mehr Ressourcen kaufen konnte als 1980. Weil in dieser Zeitspanne aber auch die Bevölkerung stark gewachsen ist, geht es jetzt darum, diesen Faktor mit zu berücksichtigen und dann zu zeigen, was mit «Superabundance» gemeint ist. Schliesslich gebe ich an, wo man überprüfen kann, wie sich der Ressourcenreichtum jährlich seit 1980 verändert hat.

Was wichtig ist:

– 2023 konnte die Weltbevölkerung insgesamt sechsmal mehr Nahrungsmittel, Rohstoffe und Energieträger kaufen als 1980.
– Seit 1850 ist der persönliche Reichtum pro Kopf fünfmal rascher gewachsen als die Bevölkerung – das ist «Superabundance».
– Die Zunahme des globalen Ressourcenreichtums ist kurzfristig immer wieder durch Wirtschaftseinbrüche (Finanzkrise 2008, Corona-Pandemie 2020) unterbrochen worden.

In meiner letzten Kolumne habe ich die Verfügbarkeit von Ressourcen aus der Perspektive eines einzelnen Menschen angeschaut (personal resource abundance). Genauso wichtig ist aber, ob die Bevölkerung als Ganzes mehr oder weniger Ressourcen zur Verfügung hat. Um das zu berechnen, muss man die Ressourcensteigerung pro Kopf mit dem Wachstum der Bevölkerung multiplizieren: So entsteht die «population resource abundance», also der «Ressourcenreichtum der Bevölkerung».

Die Autoren von «Superabundance», M. L. Tupy und G. L. Pooley, haben eine einfache grafische Visualisierung der Veränderung dieses Ressourcenreichtums der Bevölkerung über eine bestimmte Zeitperiode entwickelt. Die folgende Grafik zeigt diese Entwicklung für den im letzten Beitrag besprochenen Warenkorb «The Basic 50» (Nahrungsmittel, Metalle, Energieträger, Rohstoffe) für den Zeitraum 1980 bis 2018:

Supera Fig 6.3 Neu
Quelle: Superabundance

Im gezeigten Flächendiagramm stellt die vertikale Achse die Veränderung des persönlichen Reichtums und die horizontale Achse die Veränderung der Bevölkerungszahl dar. Das Ausgangsjahr wird dabei immer als ein Quadrat mit den Seitenlängen von 100 Prozent mal 100 Prozent angegeben (rot), dies entspricht numerisch einem Quadrat mit der Seitenlänge 1.

Von 1980 bis 2018 konnte der Reichtum der Weltbevölkerung um das Sechsfache gesteigert werden

Horizontal wird dann das Wachstum der Bevölkerung im gegebenen Zeitraum hinzugefügt. In unserem Beispiel sind das 71,2 Prozent, die x-Achse wächst demnach um 0,712. Entsprechend wird auf der vertikalen Achse das im letzten Beitrag besprochene Wachstum des Reichtums pro Kopf um 252 Prozent (plus 2,52) ergänzt. Aus der Multiplikation der beiden Endpunkte (1,712 mal 3,52) erhält man die Grösse des grünen Flächenrechtecks für das Zieljahr 2018 von 6,03: In diesem Jahr konnten wir global also sechsmal mehr Güter kaufen als 1980.

Derselbe Befund wird in der Grafik prozentual dargestellt: Weil wir im Startjahr von 100 Prozent ausgegangen sind, ergibt sich für das Zieljahr 2018 eine prozentuale Zunahme von 503 Prozent (gelber Punkt). Und wie unten in der Grafik zusätzlich angegeben, entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate dieses Reichtums von 4,84 Prozent, was wiederum bedeutet, dass die Menschheit alle 14,7 Jahre doppelt so viele Güter kaufen konnte.

Alle Warenkörbe zeigen eine «Superabundance»

Im hier betrachteten Beispiel «The Basic 50» ist das Wachstum des Ressourcenreichtums pro Kopf (+252 Prozent) deutlich stärker gewachsen als die Bevölkerung (+71,2 Prozent). Diesen Befund – persönlicher Reichtum wächst rascher als Bevölkerung – bezeichnen die Autoren als «Superreichtum»: Er hat ihrem Buch den Titel «Superabundance» gegeben. Und dies völlig zu Recht, denn alle sieben verschiedenen Warenkörbe, die den Zeitraum von 1850 bis 2019 abdecken, zeigen einen solchen Superreichtum: Im Schnitt aller Untersuchungen ist der persönliche Reichtum fünf Mal mehr gestiegen als die Bevölkerung gewachsen ist.

Und das kommt tatsächlich einer Art von «Wunder» gleich: Entgegen der durchaus vernünftigen Intuition, dass eine wachsende Bevölkerung Knappheit der Ressourcen verursacht, steigt offensichtlich nicht nur unser gesamter Reichtum, sondern die Zunahme pro Kopf ist sogar noch viel grösser als das Bevölkerungswachstum.

Von Julian Simon stammt die These: mehr Menschen gleich mehr Ressourcen

Und wie sieht die Entwicklung des Ressourcenreichtums der Bevölkerung bis heute aus? Die Autoren von «Superabundance» untersuchen diese Entwicklung im sogenannten «Simon Abundance Index». Dieser Index ist nach dem 1998 verstorbenen amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Julian Simon benannt, der schon in den 1970-er Jahren die These vertreten hat, dass die gesteigerte Innovationskraft einer wachsenden Bevölkerung unter freien Marktbedingungen zu billigeren und somit mehr Ressourcen führt.

Die folgende Grafik aus der aktuellen Ausgabe des «Simon Abundance Index 2024» (siehe hier) zeigt, wie sich der Reichtum der Bevölkerung bei den 50 Gütern des schon besprochenen Warenkorbes «The Basic 50» von 1980 bis 2023 entwickelt hat:

Sai Fig1
Quelle: Simon Abundance Index

2023 ist die Welt sechsmal reicher als 1980

Auf der y-Achse wird die Veränderung des Ressourcenreichtums der Weltbevölkerung in Prozent angegeben. 1980 dient mit 100 Prozent als Ausgangspunkt. 2023 lag der Index bei 609,4. Damit ist die Verfügbarkeit der globalen Ressourcen in den letzten 43 Jahren um 509 Prozent gewachsen, oder anders gesagt, es stehen uns sechsmal mehr Waren zur Verfügung.

Und auch der Ressourcenreichtum pro Kopf ist bei allen 50 Gütern gestiegen, im Durchschnitt um 258 Prozent. An der Spitze mit einem Plus von 675 Prozent steht Lammfleisch, gefolgt von Zucker, Schweinefleisch, Crevetten und Baumwolle. Am Ende der Tabelle finden wir Fischmehl, Kupfer, Orangen, Eisenerz und Kohle mit einem Plus von 31 Prozent.

Grösster Einbruch wegen Covid-19

Im Vergleich zu 2018, das eine Zunahme des Bevölkerungsreichtums von 503 Prozent ausgewiesen hat (siehe Grafik 1), stehen wir 2023 also praktisch am selben Ort. Wie die Grafik zeigt, ist das auf den stärksten Wirtschaftseinbruch seit 1980 zurückzuführen: Wegen Handelseinschränkungen und Behinderungen der Warenströme in Folge der Corona-Pandemie sank der Index 2021/22 um fast 200 Prozentpunkte – im Folgejahr 2023 erholte er sich aber wieder kräftig. Die Wirtschaftseinschränkungen wegen der Pandemie richteten also einen grossen Schaden punkto Verfügbarkeit von Ressourcen an.

Ganz offensichtlich bestätigen die umfangreichen und akribischen Untersuchungen von «Superabundance» die These von Julian Simon, die dieser in Jahrzehnte dauernder Forschungsarbeit gefunden hatte: Eine wachsende Weltbevölkerung führt zu wachsender Ressourcenverfügbarkeit. Wie ist das möglich?

Erst durch Innovation und Wissen werden aus Rohstoffen Ressourcen

Simon erkannte, dass Rohstoffe ohne das Wissen, wie man sie nutzt, wirtschaftlich praktisch ohne Wert ist. Erst durch Innovation, die – manchmal über viele Irrtümer – zu neuem Wissen führt, werden Rohstoffe zu Ressourcen, also zu Gütern, deren Verwendung wirtschaftlich sinnvoll ist. Solches Wissen können sich aber nur Menschen ausdenken. Das Potenzial dieses Wissens ist prinzipiell unbegrenzt – aber mit immer mehr Menschen kann dieses Wissen immer stärker wachsen: Ein unendliches Ressourcenwachstum ist deshalb grundsätzlich möglich.

Freies Denken und freie Märkte sind die Voraussetzungen für das Ressourcenwachstum

Ob ein solches Wachstum in der Praxis aber tatsächlich eintritt, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Einerseits braucht es die Freiheit, innovativ denken zu können und neues Wissen zu kreieren, und andererseits braucht es geregelte freie Märkte, in denen die Produkte und Anwendungsweisen dieses neuen Wissens getestet werden können.

Fazit: Wir brauchen eine freiheitliche, kapitalistische Wirtschaft. Dann besteht die Hoffnung, dass das Ressourcenwachstum als Basis des Wohlstands wie in den letzten 200 Jahren weitergeht. Und wir müssen uns gegen alle Versuche wehren, die unser erfolgreiches Wirtschaftssystem angreifen: Deshalb NEIN bei der Umweltverantwortungsinitiative am 9. Februar 2025.

0 Kommentare zu “Die Ressourcen wachsen rascher als die Weltbevölkerung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert