In Faktencheck 1 ging es um die schwache Energieausbeute von Wind- und Solaranlagen in Deutschland, sowie die Mangelsituation, wenn der Stromertrag aus diesen Quellen gegen Null tendiert. Das Außerbetriebsetzen von Kohlekraftwerken war dadurch nicht möglich, weil sie zur Netzstabilisierung als Backup-Kraftwerke zur Verfügung stehen mussten.
Nun lenken wir den Fokus auf die Idealsituation aus der Sicht der Promotoren der Energiewende: den Stunden, in denen die Sonne voll scheint und der Wind kräftig bläst, wodurch die konventionelle Erzeugung möglichst gering bleibt. Bei der Durchsicht der Daten von 2016 zeigt sich unter diesem Aspekt, dass der optimale Tag des Jahres im Monat Mai zu finden ist.
In Grafik 1 betrachten wir zuerst nur die konventionelle Stromerzeugung im Monat Mai 2016 (Klick auf Grafik zeigt Details):
Quelle dieser Darstellung ist das sog. „Agorameter“ der Website AGORA Energiewende.
Die Hüllkurve wiederspiegelt natürlich das typische Wochen-Verbrauchsmuster mit den höheren Spitzen der Arbeitstage und den niedrigeren der Wochenendtage. Und deutlich ist zu sehen, dass am 8. Mai die Hüllkurve am tiefsten ist: an diesem Tag wurde im ganzen Jahr 2016 am wenigsten Strom aus Kernenergie, Kohle, Gas und andern konventionellen Quellen produziert.
Schauen wir uns in Grafik 2 weiter die Erzeugung der Erneuerbaren und den Stromverbrauch für den ganzen Mai 2016 an:
Hier kann man aus dem Abstand zwischen der roten Kurve = Inlandverbrauch und den gelben Spitzen = Maximum der Erneuerbaren wieder deutlich ablesen, dass in einer Spitzenstunde des 8. Mai die Gesamtproduktion aus Solar, Wind, Wasser und Biomasse den Verbrauch fast allein zu decken vermochte. Eine ähnliche Situation sieht man auch am 15. und 22. Mai. Neben hoher Wind- und Solarproduktion an diesen Tagen ist ein weiterer wichtiger Grund dafür, dass dies alles Sonntage, mit geringem Stromverbrauch waren.
Welche Konsequenzen hat nun dieser scheinbare „Idealtag“ auf die Preisentwicklung an der Strombörse EEX in Leipzig?
Grafik 3 zeigt die regenerative (grün) und konventionelle (grau) Erzeugung, den Verbrauch (rote Linie) und den Börsenstrompreis (blaue Linie) im Monat Mai 2016:
Hier gibt es zwei Messeinheiten, links ist die Leistung in GW abzulesen und rechts der Strompreis (blaue Kurve) in € pro MWh. Und diese blaue Preiskurve fällt nun genau an den drei vorher genannten Sonntagen damit besonders auf, dass der Preis für einige Stunden stark zusammenfällt und Werte unter Null ausweist, was bedeutet, dass der Produzent für die Abnahme seines Stromes sogar selber zahlen muss. Besonders ausgeprägt am 8. Mai, wo von 10:00 bis 17:00 Negativpreise galten, mit einem Rekordwert um 14:00 von minus 130 €/MWh oder 13 Cent/kWh!
Gewiss, solche Situationen sind vorläufig noch Einzelfälle (2016 traten an insgesamt 8 Tagen Negativpreise auf, und an 18 weiteren fielen die Preise praktisch auf Null), aber sie dürften beim geplanten weiteren Ausbau weiter zunehmen.
Eine wesentliche Ursache für diese Preisirritationen, welche sämtliche Stromproduzenten in Deutschland und darüber hinaus bekanntlich in grosse Schwierigkeiten gebracht haben, ist das 1991 beschlossene Stromeinspeisegesetz, das im März 2000 vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abgelöst wurde, das die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz vorsieht und deren Erzeugern unabhängig von der Marktlage feste Einspeisevergütungen garantiert.
In Grafik 4 von Rolf Schuster werden die entsprechenden EEG-Vergütungen (= Subventionen) den realen Strommarktpreisen im Mai 2016 gegenübergestellt:
Im ganzen Monat beliefen sich die EEG-Vergütungen an die Betreiber von Wind- und Solaranlagen auf total 1,944 Milliarden € (grüne Flächen oben). Dieser Betrag wird durch einen EEG-Zuschlag von aktuell 6.35 Cent/kWh auf die normalen Stromkunden abgewälzt. Das hat dazu geführt, dass in Deutschland der Strompreis für nicht privilegierten Kunden europaweit am höchsten ist.
Der Wert für denselben Wind- und Solarstrom an der EEX-Börse (die Preise sind hier dunkelblau in einer eigenen Werteskala aufgeführt) betrug in dieser Zeit aber nur 202 Millionen €.
Daraus ergibt sich als Differenz zwischen EEG-Vergütungen und EEX-Börsenwert (Summe der roten Fläche unten) insgesamt ein volkswirtschaftlicher Verlust durch Wind und Sonne im Mai 2016 von 1,742 Milliarden €!
Dieser Verlust ist vor allem den tiefen Strommarktpreisen zuzuschreiben. Diese entstehen, weil das EEG vorschreibt, dass Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse mit Vorrang eingespeist werden muss und in der Kette der täglichen Einspeiseerzeuger immer an erster Stelle steht. Die übrigen Kraftwerke, die aktuell zum Zuge kommen, werden nach dem sog. Merit-Order-Prinzip ausgewählt. Das heisst nichts Anderes, als dass immer zuerst diejenigen Werke berücksichtigt werden, die die tiefsten (Grenz-)Kosten haben. Dies sind in der Reihenfolge von billig zu teuer: Kernkraft, Braunkohle, Steinkohle, Gas und Öl.
Damit wird das Bild aus Grafik 1 erklärbar: die KKW arbeiten praktisch unter Volllast, die Braunkohle während der Arbeitstage ebenso, die Steinkohle wird als Hauptregeleinheit am stärksten hoch- und tiefgefahren, und Gas kommt nur in grösseren Mengen zum Zuge, wenn sehr hohe Lasten zu bewältigen sind. Daraus ergibt sich eine paradoxe Folgerung: die Kernenergie, die letztlich ganz abgeschaltet werden soll, bildet aus Preisgründen das konstanteste Band der Versorgung!
Zum Abschluss überprüfen wir noch die Hoffnungen der Initianten dieser Wende, die Treibhausgas (THG)-Emissionen mit dem vermehrten Einsatz von „sauberem“ Strom senken zu können.
Grafik 5 zeigt den Verlauf der THG-Emissionen in Deutschland von 1990 – 2015:
Der Trend aus dieser Grafik des deutschen Umweltbundesamtes ist klar: Sinkend von 1990 bis 2009 wegen Stilllegungen von Industriezweigen in der ehemaligen DDR, seither konstantes Niveau (2015 als Prognose wahrscheinlich höher als 2014, was ein besonders warmes Jahr war).
Fazit für unsere Betrachtungen: der massive Ausbau von Wind und Solar von 2009 bis 2015 um insgesamt 48 GW (dies entspricht 48 KKW vom Typ Gösgen) hat den Bemühungen bezüglich Klimawandel nichts gebracht!
Die Zusammenfassung der beiden Faktenchecks fällt ernüchternd aus:
1. Obwohl der Abbau von 12 GW Nennleistung der Kernenergie seit 2002 deutlich mehr als 6 mal durch Wind und Solar kompensiert wurde, konnte kein Kohlekraftwerk vom Netz genommen und musste die Produktion von Strom in Gaskraftwerken sogar ausgebaut werden;
2. diese scheinbar paradoxe Entwicklung beruht auf der niedrigen Energiedichte vor allem der Solarzellen sowie auf der nicht-bedarfsgerechten Flatterstrom-Produktion, die zu
3. Mangelsituationen (vor allem im Winterhalbjahr) führt, wo generell der Solarertrag viel geringer ist, und die Summe von Wind und Sonne an windarmen Tagen gegen Null tendiert,
4. oder zu Situationen von Überproduktion (vor allem im Sommerhalbjahr), wo die sprungweise ansteigende Einspeisung von Sonne und Wind nicht genügend ausreguliert werden kann, was bei geringerem Verbrauch zu „überflüssigem“ Strom und damit zu einem zusätzlichen Preiszerfall führt;
5. die Priorisierung und Subventionierung vor allem von Wind- und Solarstrom haben zur Folge, dass die konventionellen Werke kaum mehr kostendeckend betrieben werden können, wodurch ihre Anlage- und Börsenwerte um viele Milliarden gesunken sind;
6. der enorme Ausbau des Stromenergieparks hat schon bisher sehr viel Geld gekostet, der weitere Ausbau und die dringend notwendigen Netzanpassungen, werden nochmals Milliarden verschlingen;
7. in der Betriebsrechnung frisst die EEG-Umlage jährlich weitere über 25 Milliarden € weg, was via EEG-Zuschlag den Konsumentenstrompreis verteuert;
8. und das alles ohne positiven Effekt auf die Treibhausgas-Emissionen.
Wann hört dieser Unfug des weiteren Ausbaues von Wind- und Photovoltaik endlich auf, bzw wird solange gestoppt, bis geignete Speicher vorhanden sind ? Für die Grundlast-Sicherung
( 40 – 50 GW ) und der Regelleistung für die täglich notwendigr Ausregelung der Tagesganglinie sind Speicher im mehrfachen GWh – Bereich erforderlich ! Diese wird es auch in den nächsten Jahrzehnten nicht geben !!
Wir müssen jetzt zusehen, dass wir die 50’000 Unterschriften sammeln, damit das Referendum zur „Energiestrategie 2050“ zustande kommt, und dass darüber dann im Herbst 2017 abgestimmt werden kann. Den Unfug, der in D passiert, müssen wir hier in der Schweiz unbedingt verhindern.