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Immer bessere Anpassung an den Klimawandel

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Weltweit nimmt die Zahl der Toten wegen klimabedingten Naturkatastrophen ab. Die materiellen Schäden, gemessen am Bruttoinlandprodukt, steigen zumindest nicht. Dank Innovationskraft und wirtschaftlicher Entwicklung können die Menschen den Folgen der Erderwärmung widerstehen.

Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 37“ im Online-Nebelspalter vom 28. März 2022 zu lesen.

Am 14. März habe ich hier gezeigt, wie die Todesfälle und die Schäden wegen Naturgefahren in der Schweiz deutlich zurückgegangen sind (siehe hier). Man kann sich nun fragen, ob diese positive Bilanz nur in einem reichen Land wie der Schweiz möglich ist. Schauen wir deshalb heute auf die ganze Welt. Und zwar mit einem Fokus, der durch einen Post des amerikanischen Umweltwissenschaftlers Roger Pielke Jr. geprägt ist – einem Spezialisten für die Auswirkungen von Naturkatastrophen.

Zahlen für die jüngste Vergangenheit

Pielke hat am 23. Februar in seinem Blog eine Grafik publiziert, in der der heutige Stand bei den wichtigsten Zielen des sogenannten «Sendai Rahmenwerks für Katastrophenvorsorge» gezeigt wird (siehe hier). Dieser Vertrag, der 2015 im japanischen Sendai an einer UNO-Weltkonferenz beschlossen wurde, hat zum Zweck, die Auswirkungen von Naturkatastrophen bis ins Jahr 2030 substanziell zu mindern. Dabei geht es erstens um die Verringerung der Sterblichkeit, zweitens um die Senkung der Anzahl betroffener Menschen («affected people») und drittens um die Minderung der wirtschaftlichen Verluste durch Naturkatastrophen.

In der erwähnten Grafik aus dem Pielke-Blog sind die aktuellen Zahlen für diese drei Kriterien zusammengestellt (siehe hier). Und zwar für den Zeitraum 2005 bis 2021, weil der Vertrag als Referenz für die Erfolgsbilanz die Dekade 2005-2015 verwendet. Als ich den Post gelesen habe, dachte ich: Kann das wirklich wahr sein, dass auch in jüngster Vergangenheit die Zahl der Todesfälle und der betroffenen Menschen weltweit nochmals deutlich zurückgegangen ist, obwohl wir in der langfristigen Entwicklung über ein Jahrhundert schon markante Fortschritte gemacht haben (siehe hier)?

Weltweit einzigartige Datenbank

Ich wollte die Resultate von Pielke also verifizieren. Dieser Beitrag zeigt, was dabei herausgekommen ist. Möglich ist eine solche Überprüfung nur mit der umfangreichen Datenbank EM-DAT, The International Disaster Database, die an der Université catholique in Louvain, Belgien, geführt wird (siehe hier), und auf die auch Pielke zurückgegriffen hat.

In dieser Datenbank sind über 22’000 Katastrophenereignisse seit dem Jahr 1900 registriert. Für die hier gezeigten Grafiken habe ich daraus aber nur diejenigen Daten verwendet, die sich auf Ereignisse beziehen, auf die der Klimawandel einen Einfluss haben kann. Das sind Stürme, Extremtemperaturen, Überschwemmungen, Rutschungen, Felsstürze, Dürren und Wildfeuer. Nicht berücksichtigt sind Erdbeben, Vulkanausbrüche und Epidemien.

Die erste Grafik zeigt die jährliche Zahl der globalen Todesfälle aus diesen Naturereignissen, und zwar auf 100’000 Einwohner der Weltbevölkerung bezogen. Damit ist sichergestellt, dass der Einfluss der ständig wachsenden Bevölkerung berücksichtigt ist.

Der Zyklon Nargis prägt das Jahr 2008

Typisch für eine solche Grafik sind die grossen Schwankungen zwischen den Jahren. Und diese werden oft sogar allein durch einzelne Grosskatastrophen geprägt, wie 2008 durch den aussergewöhnlichen tropischen Wirbelsturm Nargis, der vor allem in Myanmar wütete, und der für 94 Prozent aller Todesfälle in diesem Jahr verantwortlich ist.

Rechnet man dieses Total der Todesfällen im Jahr 2008 auf die Anzahl pro 100’000 der Weltbevölkerung um, wie das die Grafik macht, ergibt sich 2,186. Weil man aber Todesfälle nicht in Stellen hinter dem Komma unterteilen kann, sagt man sinnvollerweise, dass in diesem weitaus schlimmsten Jahr einer aus 45’000 Menschen wegen Naturkatastrophen gestorben ist. Das ist immer noch ein sehr kleines Risiko.

2021 starb nur einer aus einer Million wegen Naturkatastrophen

Vor allem aber sehen wir, dass die rot-gestrichelte Trendlinie (Regressionsgerade) eine klar sinkende Tendenz aufweist. Dies ist umso erstaunlicher, als bereits die hundert Jahre zuvor insgesamt eine Abnahme des Todesrisikos um 96 Prozent gezeigt haben (siehe hier). Die Gefahr, heute wegen einer Naturkatastrophe sterben zu müssen, ist also verschwindend klein: Im Jahr 2021 starben weltweit knapp 8000 Menschen, das sind 0,1 auf 100’000 oder einer aus einer Million.

Und dabei sind die Folgen des Klimawandels eingerechnet. Denn das zweit schlimmste Jahr in unserem Betrachtungszeitraum, das Jahr 2010, wurde von einer Hitzewelle in Russland dominiert, die fast zwei Drittel der Todesopfer jenes Jahres forderte.

Betrachten wir weiter die Auswirkungen von Wetter- und Klimakatastrophen auf das zweite Kriterium, die Anzahl der in irgendeiner Weise betroffenen Menschen, sei es durch Verletzungen, benötigte soziale Hilfe oder Obdachlosigkeit.  

Immer weniger Menschen sind von Katastrophen betroffen

Auch hier sind die Zahlen pro 100’000 Personen der Weltbevölkerung umgerechnet. Und da zeigt sich ebenfalls eine klarer Abnahme um insgesamt 46 Prozent. Wiederum gibt es Ausreisser, wie im Jahr 2015, in dem wegen einer Dürre in Indien mehr als 300 Millionen Menschen betroffen waren, das sind vier Fünftel der Gesamtzahl dieses Jahres. Aktuell gab es im Jahr 2021 100 Millionen von Naturereignissen betroffene Menschen, das sind 1,3 Prozent der Weltbevölkerung.

Und nun noch zum dritten Kriterium, den materiellen Schäden, die durch Wetter- und Klimakatastrophen verursacht werden. In diesem Fall weicht meine Quelle von derjenigen Pielkes ab: Er verwendet Zahlen der Weltbank und der Münchener Rückversicherung, ich nehme weiterhin diejenigen aus der EM-DAT. Wiederum sind die bereits normierten Jahreswerte hier umgerechnet, jetzt in Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP).

Der Vergleich mit Pielke zeigt hier leichte Differenzen. Am deutlichsten im Jahr 2005, wo die Schäden bei Pielke nur bei 0,49 Prozent liegen. Vor allem aus diesem Grund liegt die Regressionsgerade in seiner Grafik völlig waagrecht, weist also keinen Trend auf. Zusammengefasst aus beiden Grafiken ergibt sich, dass die globalen Jahresschäden zwischen 0,1 und 0,5 Prozent des BIP, mit einem Mittelwert von 0,2 Prozent, schwanken – ohne dabei eine Trendbewegung anzuzeigen.

Immer weniger Todesopfer und Betroffene

Die Aussagen der dreifachen Blog-Grafik von Roger Pielke Jr. bestätigen sich also in jeder Hinsicht. Wenn man die wichtigsten drei Kriterien des «Sendai Rahmenwerks für Katastrophenvorsorge» der UNO von 2005 bis heute verfolgt, kann man folgendes Fazit für die Welt ziehen: Sowohl die Zahl der Todesopfer als auch die Zahl der betroffenen Personen, die durch Extremwetter- und Klimakatastrophen verursacht werden, ist deutlich gesunken: bei den Todesfällen um über 90, bei den Betroffenen um fast 50 Prozent. Darüber hinaus zeigen die wirtschaftlichen Schäden für diese Zeitperiode keinen Trend an, sie oszillieren bei sehr tiefen 0,2 Prozent des BIP.

Die Menschen werden sich auch zukünftig an den Klimawandel anpassen

Dieses Fazit steht im grossen Gegensatz zu den alarmistischen Warnungen der Klimaaktivisten, die uns eine bald eintretende Welt der unbewohnbaren Erde, der in Massen auftretenden Klimaflüchtlinge und der grossen Zahl an Opfern wegen Hitzewellen, Dürren, Stürmen und Überschwemmungen prophezeien. Niemand aber weiss, wie die Welt in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren aussieht.

Der Faktenblick in die unmittelbare Vergangenheit jedoch lässt eine ganz andere, viel hoffnungsvollere Zukunft erwarten: Wenn wir weiter auf wirtschaftliches Wachstum, eine ausreichende Energieversorgung und stabile staatliche Institutionen setzen können, bestehen gute Chancen, dass wir uns mit Innovation und Adaptation an kommende Klimaveränderungen so anpassen können, dass es uns so gelingt, den Wohlstand möglichst vieler Menschen auf dieser Welt zu steigern.

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