Klima

Klimawandel

Klima 1

Die Globaltemperatur ist seit 1850 um 0.8°C gestiegen. Die kontinuierlich zunehmenden Treibhausgas-Emissionen aus vor allem menschlichen Aktivitäten in diesem Zeitraum haben ohne Zweifel zu diesem Anstieg beigetragen.
Die entscheidende Frage ist aber: Wie gross ist der menschengemachte Anteil an dieser Erwärmung?

Aus drei Hauptgründen leite ich ab, dass dieser Anteil wahrscheinlich nicht allzu gewichtig sein kann:

1) Klimageschichte
Am Ende der letzten Eiszeit vor 12’000 Jahren hat sich die Erdtemperatur in relativ kurzer Zeit um mehrere Grad Celsius in dramatischer Weise erwärmt, unvergleichlich stärker als in den letzten Jahrzehnten. Der Meeresspiegel ist seither um 120 Meter angestiegen! Zuerst äusserst rasch, seit vielen hundert Jahren nur noch sehr langsam.
Im darauffolgenden Holozän (6’000 bis 8’000 vor unserer Zeit) folgte die längste Warmzeit unserer Geschichte, mit bis zu 7 Grad Celsius über der Temperatur der nächstfolgenden Kaltzeit.
Und ein mit heute vergleichbares Temperaturniveau hat es auch schon vor 1’000 und 2’000 Jahren gegeben: In der Römischen und der Mittelalterlichen Wärmephase. Dazwischen gab es jeweils „Kälte“-Perioden, insbesondere die Kleine Eiszeit (ca 1400 – 1850). In der Römischen Wärmephase (nach 200) überschritt Hannibal mit seiner Armee und vielen Elefanten die Alpen. In der Mittelalterlichen Wärmephase besiedelten die Wikinger Grönland und betrieben dort Ackerbau.
In Zeiten, in denen kein nennenswerter Einfluss der Menschheit zu verzeichnen war, gab es also bereits früher dramatische Klimaveränderungen, die das, was wir in den letzten 165 Jahren erlebt haben bei weitem übertreffen. Bei der Klimaentwicklung sind demnach äusserst mächtige „natürliche“ Kräfte im Spiel und es grenzt an Hybris, zu meinen, seit der Industrialisierung sei das Klima nur noch vom Menschen abhängig.

2) Welttemperaturverlauf der letzten 165 Jahre
Die Erwärmung seit 1850 erfolgte in drei Phasen, zuerst von 1860-80, dann von 1910-40 und schliesslich von 1977-98. Dazwischen kühlte sich das Klima wieder leicht ab oder stagnierte. Insbesondere registrieren wir seit 1998 eine solche Stagnation. Wohlverstanden parallel zu einer immer stärker zunehmenden CO2-Emissionskurve! Bereits die Abkühlungsphase von 1940-77 hat in den 70er-Jahren dazu geführt, dass führende Klimawissenschaftler vor einer neuen Eiszeit gewarnt haben (ja, einer Eiszeit!).
Die mangelnde Übereinstimmung der Treibhausgas-Emissions- mit der Welttemperatur-Entwicklung sollte zu kritischem Hinterfragen der Gewichtung des anthropogenen Einflusses führen.

3) Komplexität des Klimas
Die Dramatik des Klimawandels, der in den nächsten Dezennien auf uns zukommen soll, wird in Computermodellen berechnet. Je nach Szenario und Input der Daten resultieren mehr oder weniger besorgniserregende Prophezeiungen.
Obwohl alle Klimawissenschftler zugeben würden, dass sie das Gesamtsystem des Klimas noch keinesfalls in allen wichtigen Aspekten richtig verstehen (die Wissenschaft ist noch relativ jung und setzt sich aus vielen Teilbereichen zusammen), zögert ein Grossteil von ihnen nicht, in die Zukunft extrapolierte Aussagen über die Klimaentwicklung zu machen (üblicherweise bis ins Jahr 2100). Das Wetter lässt sich auch heute noch kaum länger als für ein paar Tage zuverlässig voraussagen, beim Klima aber soll dies über 85 Jahre möglich sein!
Wie wir wissen, verändert sich das Resultat eines Computermodells (möglicherweise dramatisch), je nachdem wie man die einzelnen Eingabefaktoren gewichtet und intern aufeinander bezieht. Sind nun aber die Wirkungsweisen, beispielsweise der Einfluss der Wolkenbildungen oder der Aerosole, noch nicht richtig geklärt, so sind letztlich die Resultate auch noch so riesiger Zahlenberge keinesfalls geeignet, die Zukunft vorherzusagen.
Schliesslich ist noch anzufügen, dass keines der Szenarien des Weltklimarates (IPCC) bezüglich Temperaturentwicklung die Stagnation seit 1998 vorausgesehen hat.

Fazit: Die wissenschaftliche Debatte um den Klimawandel muss weiter gehen, entgegen den Forderungen vieler Aktivisten, die behaupten, die Wissenschaft sei gemacht!
Zu wünschen wäre, dass dies nicht unter dem Zwang geschieht, allein nachzuweisen, wie verheerend die Einwirkungen der Menschheit sind, sondern auf „unbelasteter“, rein empirisch-faktischer Ebene, die auch den „natürlichen“ Kräften ihren gewichtigen Platz zubilligt.
Und warum nicht einmal in Betracht ziehen, dass in der Klimageschichte die Warmzeiten jeweils kulturelle Blütezeiten mit prosperierender Landwirtschaft waren …

1 Kommentar zu “Klimawandel

  1. Luca Borioli
    Luca Borioli

    Lieber Martin,
    dein Beitrag ist sehr interessant. Einge Sachen stimmen aber meiner Meinung nach so nicht. Unter Punkt 1) schreibst Du, dass das Klima von „mächtige “natürliche” Kräfte“ gesteuert wird. Das stimmt absolut. Unter anderem sind es vor allem zyklischen Effekte (Präzession der Erde, die Exentrizität und Obliquität der Erdbahn), die die Strahlung der Erde beeinflussen. Die vergangenen Klimaschwankungen können sehr gut mit diesen Parametern und anderen Variabeln erklärt werden. Bei den gegenwärtigen Parametern dieser Variabeln, kann man aber die heutigen Erwärmung nicht mehr erklären. Dadurch kann man mit praktisch 100%-ige Sicherheit der grösste Teil der Erwärmung dem Menschen zuschreiben. Darüber gibt es auch eine sehr breite Akzeptanz in der wissenschaftlichen Welt. (Das heisst natürlich nicht unbedingt viel…siehe z.B. Galileo Galilei…).
    Punkt 2 und 3 hängen zusammen. Da wird etwas falsch verstanden. Ich stimme überein, dass das Klima noch zu komplieziert ist, und dass man noch nicht alles versteht. Aber die Klimamodelle, die man für Studien braucht, machen keine Wetterprognose! Sie dienen einer langfristigen Trend-Analyse. Man kann z.B. nicht sagen, dass Herr Müller, langjährigen Raucher, nächstes Jahr an Krebs erkranken wird. Aber, wenn man die ganze schweizer Bevölkerung nimmt, kann man sagen, dass z.B. im Durchschnitt, ein Raucher x-Jahre weniger als ein Nichtraucher leben wird. Das ist alles. Und das Verhältnis Wetterprognose und Klima-Modellierung ist ähnlich.
    Alle Modellierungen liefern z.B. eine durchschnittliche Temperatur- oder Niederschlagsänderung. Die Resultaten dieser Modellierungen zeigen zwar die simulierte Temperatur 2050 für jeden Jahrestag an. Dass die Temperatur am 23.2.2050 die gleiche sein wird, wie diejenige im Modell… das glaubt natürlich kein Mensch. Der Trend, des jährlichen oder jahreszeitlichen Durchschnitts dieser Werten kann aber gebraucht werden, um eine grobe Entwicklung des Temperaturverlaufs anzuzeigen.
    Deshalb macht es nicht viel Sinn, wenn man bemerkt, dass zwischen 1960 und 1980 eine Klimaerwärmung stattfand, und in anderen Perioden hingegen eine Abkühlung. Die Zeitspanne ist einfach zu klein, und kann nicht allein betrachtet werden. Klimaschwankungen liegen in der Natur des Phänomens. Wenn man diese Schwankungen im Verlauf der Jahrhunderten einbettet, sieht man ein anderes Bild (Ich kann die genauen Erklärungen für diese kleine Abkühlungen in den Büchern suchen gehen, wenn Du willst. Auswendig würde ich nur Unfug schreiben!).
    In den Simulierungen (und jetzt improvisiere ich einen fiktiven Beispiel) wird es sicher in den Jahren zwischen z.B. 2015 und 2050 auch kältere Jahren geben. Wenn die „Jahrendurchschnitte“ aber verbindet, wird man sehen, dass die Temperatur im Durchschnitt steigen wird. Das ist sehr wichtig. Es wird ganz sicher auch kalte Perioden geben! Das bestreitet niemand. Das liegt u.a. auch mit der Tatsache zusammen, dass mit der riesigen Emission von Treibhausgasen mehr Energie im Klimasystem frei gelassen wurde. Das bringt das System aus dem relativ stabilen Gleichgewicht, dass früher herrschte, und das macht es instabiler. Die Folgen sind grössere extreme. D.h: die Temperatur steigt im Durchschnitt, mit Niederschlagsereignissen ist man sich noch nicht so sicher, aber es wird sehr wahrscheinlich längere Dürrephasen und stärkere Niederschlagsereignisse geben.
    Zum 3. Punkt: ich habe ein Jahr mit einem Klimamodell gearbeitet, und ich bin selber sehr skeptisch über einigen Punkten. Wie Du schreibst: die Schwankung in den Simulationen ist gross. Das liegt mehrheitlich an den Parametern, die man z.T. schätzen muss, und an dem Modell, das gebraucht wird. Um solche Schwankungen Rechnung zu tragen, werden für Studien heutzutage mehrere Modelle gebraucht (meistens ein Paar globalen Modelle gekoppelt mit 6-7 regionalen Klimamodelle). Ein regionales Modell wird für eine Gewisse Fläche entwickelt: Alpen, Flachland, tropische Zonen, usw. Solche Modelle liefern sehr gute Resultate für das jeweilige Gebiet, aber weniger Gute für andere Gebiete. Durch die Kombination all dieser Modelle bekommt man eine Bandbreite an Resultaten. Diese Bandbreite wiederspiegelt die möglichen Resultaten nach heutigen Wissen. Mit dieser Methode sieht man einerseits wieviel die Durchschnittsänderung sein könnte, aber auch wie unsicher die Berechnung ist.
    Ich hoffe, dass ich jetzt nicht allzuviele falsche Äusserungen geschrieben habe, weil ich schnell alles auswendig zusammengefasst habe. Falls es Dich interessiert, habe ich ziemlich viel Material und Bücher zum Ausleihen…
    Mein Fazit: das Klima erwärmt sich im Durchschnitt und der Mensch ist zum grössten Teil dafür verantwortlich. Das kann sich natürlich auch ändern, weil das Klima sehr kompliziert ist, und viele Rückkoppelungseffekte, die nur zum Teil verstanden worden sind, steuern seine Entwicklung. Z.B.: mehr Erwärmung heisst mehr Evapotranspiration. Das heisst mehr Wolken: aber was für Wolken? Hohe Wolken beschleunigen den Treibhauseffekt. Tiefe Wolken hingegen dämpfen es! (übrigens: im letzten National Geographic gab es einen sehr interessanten Artikel über die Rückkoppelungseffekte der Abgasen aus dem Flugverkehr!).
    Die Energie im System steigt. Damit steigt auch seine Instabilität und die Extreme werden noch extremer.
    Klimamodelle geben keine zuverlässige Wetterprognose, aber können eine zuverlässige Entwicklung aufzeigen. Das aber natürlich nur nach dem besten heutigen Wissen!
    Liebe Grüsse aus dem Stroppel 🙂

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