Keine Spur von wachsenden Klimaschäden
Bundesrätin Sommaruga warnt in ihrer Propaganda für das CO2-Gesetz vor den Folgen des Klimawandels, die bereits sichtbar seien. Daten aus ihrem Departement zeigen das Gegenteil.
Umweltministerin Simonetta Sommaruga verkündet in ihren Ausführungen zum revidierten CO2-Gesetz, die Klimaerwärmung bringe mehr und heftigere Naturkatastrophen mit sich, zum Beispiel starken Regen und Gewitter, was zu häufigeren Hochwassern und Murgängen führen könne. Wir befänden uns in einer Klimakrise, die teuer und gefährlich sei, und deren Folgen wir alle schon heute sehen könnten. Nun ist es keine Frage, dass das CO2 in der Atmosphäre und die Temperaturen steigen, und damit auch die Gletscher schmelzen, aber gibt es wirklich eine deutliche Verschlechterung bei den Naturereignissen? Und ist dies der Klimaerwärmung zuzuschreiben?
Es trifft sich, dass das Bundesamt für Umwelt (Bafu), dem Bundesrätin Sommaruga vorsteht, selber Daten zu diesem Thema publiziert. Besonders aufschlussreich ist eine Studie über «Todesfälle durch Naturgefahrenprozesse von 1946 bis 2015». Darin werden Todesfälle infolge von Hochwasser, Rutschungen, Murgängen, Felsstürzen, Windstürmen, Blitzschlägen, Lawinen und weiteren Prozessen (z. B. Erdbeben oder Eislawinen) berücksichtigt, die aus zwei Datenbanken des Bundes sowie ausgewerteten Zeitungsberichten zusammengestellt wurden.
Im untersuchten siebzigjährigen Zeitraum ergibt sich ein Total von 1023 Todesfällen. Dies entspricht im langjährigen Mittel 0,025 Prozent aller Todesfälle pro Jahr. Oder konkret im Jahr 2015: Nur vier von 67 606 Menschen starben wegen Naturereignissen, das sind sechs Tausendstelprozent. Überprüfen wir aber trotzdem, ob die Zahlen im Gleichschritt mit der steigenden Temperatur zugenommen haben. Die Antwort ist ein klares Nein: Die Anzahl der jährlichen Todesfälle ist über die Jahrzehnte von gut zwanzig auf unter fünf gesunken.
Dasselbe gilt für die Anzahl der Ereignisse selber, auch diese sind in ähnlichem Umfang zurückgegangen. Das Fazit ist eindeutig: Todesfälle wegen Naturgefahren gibt es praktisch keine mehr, und sie haben in den beiden letzten Jahrzehnten, in denen wir meist rekordhohe Temperaturen hatten, weiter abgenommen.
Nun könnte man einwenden, dass bei einer wachsenden Bevölkerung mit steigendem Wohlstand die Schadenshöhe pro Fall zunimmt, auch wenn die Häufigkeit der Schadensereignisse und die Opferzahl sinken. Auch dazu hat der Bund Zahlen. Die sogenannte Unwetterschadens-Datenbank der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gibt Auskunft über die Unwetterschäden pro Jahr, die durch Hochwassser, Murgänge, Rutschungen und Felsbewegungen ausgelöst werden. Das statistische Gesamtbild, das bis 1972 zurückreicht, zeigt starke Jahresschwankungen. Einzelne heraustretende «Katastrophenjahre» wechseln mit einer Mehrzahl von «normalen» Jahren ab.
Besonders gross ist der Unterschied zwischen 2005 und 2006: Im Sommer 2005 wurde der Kanton Bern von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht, das eine Rekord-Schadenssumme von drei Milliarden Franken verursachte, während 2006 die Schäden vierzigmal geringer waren. Bei einer derart stark schwankenden Statistik sind Aussagen nur sinnvoll, wenn sie sich auf einen langjährigen Mittelwert beziehen. Dieser beträgt für die Jahre 1972 bis 2018 305 Millionen Franken. Gemessen daran, fallen die letzten zwölf Jahre dadurch auf, dass sie alle deutlich unter diesem Wert liegen. Also auch da ist der Trend gegenläufig zur Klimaerwärmung – und besonders positiv: Das letzte Jahrzehnt ist jenes mit den geringsten Schäden seit 1972.
Es ist paradox. Auf der einen Seite steht die Argumentation von Bundesrätin Sommaruga, die von einer von uns verursachten Klimakrise spricht, deren negative Folgen aus zunehmend gehäuften und heftiger werdenden Naturereignissen überall schon sichtbar seien. Zieht man aber wissenschaftliche Daten aus ihrem Departement zu Rate, kommt das klare Gegenteil heraus. Und die Situation wird noch paradoxer, wenn man die Aussage bedenkt, die Schweiz weise bereits eine doppelt so starke Erwärmung auf wie die Welt – was die Folgen bei uns ja noch verstärken müsste.
Selbstverständlich geht es hier nicht darum, zu sagen, die Klimaerwärmung könne nicht auch verschärft negative Folgen haben, wohl aber, dass dies bei den untersuchten Naturkatastrophen nicht der Fall ist – und sich dort im Gegenteil sogar ein positiver Trend abzeichnet. Unter diesen Umständen bleibt es schleierhaft, auf welche Quellen unsere Umweltministerin ihre alarmistischen Sätze abstützt. Zu hoffen wäre, dass sie mehr auf die Wissenschaft hört.
Dieser Beitrag ist am 29. April 2021 in der Weltwoche 17/21 unter „Eilmeldung“ erschienen.
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