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Beispielloser Wohlstand dank Kohle, Öl und Gas

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Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 123“ im Online-Nebelspalter vom 9. September 2024 zu lesen.

Wir sollten nicht vergessen, worauf der historisch einzigartige Wohlstand beruht, den heute so viele Menschen auf diesem Planeten geniessen: auf der Nutzbarmachung der fossilen Energiequellen Kohle, Öl und Gas, die Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt hat. Diese «Fossilen» geraten aber immer mehr in den Ruf von «Klimasündern», weil die Angst vor einer Klimakatastrophe immer stärker geschürt wird. Darum soll deren Nutzung immer mehr eingeschränkt und bald ganz aufgegeben werden.

Eine solche Netto-Null-CO2-Politik hat aber negative Nebenwirkungen:

  • Sie ignoriert die fundamentale Rolle, welche die fossilen Energien für den Fortschritt der Menschheit in den letzten 170 Jahren gespielt hat,
  • sie gefährdet die Chancen der Menschen, die heute noch in Armut leben, zu unserem Wohlstandsniveau aufschliessen zu können,
  • sie lässt ausser Acht, wie wichtig die fossilen Energien sind, damit die Menschheit sich an eine sich erwärmende Welt anpassen kann.

Was wichtig ist:

– Der Energieverbrauch der Welt nahm seit 1850 ständig zu – seit 1950 in stark erhöhtem Tempo.
– Lange Zeit wurde dieser Mehrverbrauch praktisch ausschliesslich mit fossilen Quellen abgedeckt – noch heute kommen mehr als 80 Prozent des globalen Energieverbrauchs aus Öl, Kohle und Gas.
– Dank diesem enormen Zuwachs an fossiler Energie konnte der Anteil der Menschen, die in äusserster Armut leben, von 90 auf 10 Prozent gesenkt werden.

Das Buch, das die Bedeutung fossiler Energie unter dem Aspekt der Verbesserung menschlicher Lebensbedingungen am umfassendsten beschreibt, stammt vom amerikanischen Philosophen und Energieexperten Alex Epstein: «Fossil Future», 2022 (siehe hier). Dabei spielt Epsteins Herangehensweise unter dem Gesichtspunkt des «Aufblühens der Menschheit» (er nennt es «human flourishing») eine entscheidende Rolle: Nur so bekommen Themen wie Armutsbekämpfung, Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Hunger, Bildung et cetera ihr angemessenes Gewicht.

Bis 1850 war Holz die einzige Energiequelle

Bei all diesen Aspekten des menschlichen Wohlergehens spielt die Verfügbarkeit von Energie eine zentrale Rolle: Der Mensch braucht Energie für die Herstellung von Nahrung und Kleidung, für den Bau von Wohnungen, Fabriken, Spitälern, Schulen und sanitären Einrichtungen, für den Transport von Gütern, für den Umweltschutz, für die Sicherung von sauberem Wasser und so weiter. Dabei stand ihm als Energiequelle bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts neben seiner eigenen Muskelkraft und derjenigen von Nutztieren fast ausschliesslich Holz als Bau- oder Brennmaterial zur Verfügung.

80 Prozent des globalen Energieverbrauchs sind fossil

Mit der Industriellen Revolution änderte sich das um 1850 fundamental. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des Gesamtenergieverbrauchs der Welt, aufgeteilt nach Energieträgern, von 1800 bis 2023 (die Grafik stammt von der Webseite «Our World in Data», siehe hier):

Global Direct Primary Energy Consumption
Quelle: Our World in Data

Die Grafik zeigt eindrücklich, wie die fossilen Energieträger den weltweiten Energiemix grundlegend verändert haben: Ab 1850 hat die Kohle (grau) die traditionelle Biomasse (braun) als erste neue Energiequelle ergänzt. Ab 1910 folgte dann zuerst das Öl (blau) und ab 1930 das Gas (violett). Mit diesem fossilen Mix wurde der Energiehunger befriedigt, der seit dem zweiten Weltkrieg bei immer mehr Menschen stark zunahm. Und das ist bis heute so geblieben: 2023 werden immer noch gut 81 Prozent der Weltenergie aus Kohle, Öl und Gas gewonnen.

Woraus lässt sich diese einmalige Dominanz der fossilen Energieträger erklären? Epstein führt das auf vier Eigenschaft zurück: Kohle, Öl und Gas sind

  • kostengünstig (low-cost)
  • verbrauchsgerecht (on-demand)
  • vielfältig einsetzbar (versatile)
  • global verfügbar (global-scale)

Weil fossile Energien vergleichsweise billig sind, können sie auch in ärmeren Volkswirtschaften verwendet werden. Weil sie dann zur Verfügung stehen, wenn man sie braucht, bieten sie eine zuverlässige Versorgung, was entscheidend ist. Weil sie sowohl für die Stromerzeugung, für den Betrieb vieler Maschinen und zur Herstellung wichtiger Materialien taugen, ist ihr Einsatzbereich äusserst vielfältig. Und schliesslich stehen sie überall auf der Welt für Milliarden von Menschen zur Verfügung.

Nur die Kernenergie hat ähnlich gute Eigenschaften

Mit diesem vollen Paket an wünschbaren Eigenschaften setzen sich die fossilen Energien von allen anderen Energieträgern deutlich ab: Epstein nennt das «Ultra-Cost-Effectivness». Von den übrigen Energieträgern weist nur die Kernkraft eine annähernd vergleichbar gute Bilanz aus. Deren Einsatz wird aber in vielen westlichen Ländern durch ideologisch geschürte Ängste behindert.

Dank den Fossilen leben Menschen länger und sind reicher

Wie hat sich nun der massive Einsatz fossiler Energien auf die menschlichen Lebensbedingungen ausgewirkt? Alex Epstein verweist in seinem Buch in diesem Zusammenhang auf die drei Bereiche Lebenserwartung, Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und Bevölkerungszahl. Alle diese Kriterien verlaufen lange Zeit mehr oder weniger konstant auf tiefem Niveau, bevor sie ab 1850 steil in die Höhe schiessen: Zum ersten Mal in der Geschichte ist es möglich, dass viel mehr Menschen nebeneinander leben können, und dass diese Menschen trotzdem im Schnitt viel länger leben und viel reicher sind.

Durch den Einsatz von Kohle, Öl und Gas haben sich die Lebensbedingungen der Menschen also in jeder Hinsicht massiv verbessert. Ich will diesen Befund mit einer zweiten Grafik untermauern, die zeigt, wie sich der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben, zwischen 1820 und 2015 entwickelt hat (auch diese Grafik ist von «Our World in Data», siehe hier):

Extreme Armut Welt Seit1820
Quelle: Our World in Data

Zuerst einmal kann man aus dieser Grafik ablesen, wie sich die gesamte Weltbevölkerung quasi im Gleichschritt mit der Ausbreitung fossiler Energien entwickelt hat: Von 1,1 Milliarden im Jahr 1820 auf 7,4 Milliarden im Jahr 2015 – 2023 waren es sogar 8,1 Milliarden Menschen.

Der Anteil der Menschen in extremer Armut ist von 90 auf 10 Prozent gesunken

Aber noch erstaunlicher ist der Verlauf der braunen Fläche unten: Sie gibt an, wie viele Menschen mit weniger als 1.90 Internationalem Dollar pro Tag leben müssen, was das Kriterium für extreme Armut ist. 1820, zu Beginn der Industriellen Revolution, waren das eine Milliarde Menschen. Bis 1990 zeigt sich eine Entwicklung, bei der beide Kategorien wachsen, wobei die Zahl der äusserst Armen nur moderat zunimmt, während die Zahl der Nicht-Armen stärker steigt. Und dann tritt das Unglaubliche ein: Obwohl die Gesamtzahl der Menschen weiter rasant ansteigt, sinkt die Zahl der Menschen in extremer Armut zum ersten Mal: Im Jahr 2015 sind es nur noch 0,7 Milliarden. Damit ist der Anteil der ärmsten Menschen von 90 Prozent auf erstaunliche 10 Prozent gesunken!

Und diese Entwicklung – ich wiederhole es – war nur mit einer neuen Energieversorgung möglich, die kostengünstig, zuverlässig, vielseitig anwendbar und überall für Milliarden Menschen verfügbar ist: eben mit fossiler Energie. Man muss blind sein, um die unglaublichen Zivilisationsfortschritte, die durch die Verwendung von Kohle, Öl und Gas bis heute möglich geworden sind, zu ignorieren oder zu leugnen.

Einige von Ihnen mögen einwenden: Das ist ja gut und recht, aber die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die auf das Verbrennen fossiler Energien zurückgeht, führt zu massiven Klimaschäden, die all diesen Wohlstand wieder kaputt machen – das sieht man schon heute, und das wird immer schlimmer. Diesem Aspekt widme ich meine nächste Kolumne in einer Woche.

4 Kommentare zu “Beispielloser Wohlstand dank Kohle, Öl und Gas

  1. Marc Fuhrmann
    Marc Fuhrmann

    Warum antwortet KEINER auf die Frage nach den Ober- und Untergrenzen von CO2.
    Für Mensch, Tier, Pflanze, Atmosphäre und was es sonst noch gibt.
    Denn ja nur die Dosis macht das Gift.
    Wer weiß eine Antwort?
    Gerne direkt an mich: Marc [dot] Fuhrmann [at] ich-tus [dot] jetzt
    Danke.
    Denn auch Robert Habeck und RLP-Umweltministerin Kartin Eder antworten NICHT ! !!!
    Ich habe bislang nur gefunden:
    – unter 0,02% hören Pflanzen auf zu wachsen:
    WIR VERHUNGERN.
    Damit ist für MICH das NULL-CO2-ZIEL IRRSINN !
    – in der Erdgeschichte war es viel „grüner“ mit deutlich höheren CO2-Anteilen
    sonst wären die Dinos direkt verhungert 😉

  2. Ueli Corrodi
    Ueli Corrodi

    Es führt immer zu schrägen Resultaten, wenn Kausalität mit Synchronizität verwechselt wird. Beispielsweise haben Storchennester auf unseren Kirchtürmen parallel zur sinkenden Geburtenziffer abgenommen. Weil weniger Störche weniger Kinder bringen? Natürlich nicht. Es sind übergeordnete Entwicklungen, welche Storchennester und Geburtenziffern gleichzeitig beeinflussen. So verhält es sich mit unserem Energiekonsum und unserem Reichtum. Mit gleichem Recht könnte man unseren Reichtum als Folge der Klimaerwärmung darstellen, die sich bis anhin auch parallel entwickelten. Je wärmer die Erde, desto reicher die Menschen? Den Kollaps möchte ich lieber nicht mehr erleben.

    • Roland Knecht
      Roland Knecht

      Ja das stimmt, dass man die beiden Dinge nicht verwechseln sollte. Aber das ist bei Energie und Wohlstand genau nicht der Fall. Hier ist die Kausalität gegeben. Das können sie ganz einfach im Experiment überprüfen. Schalten sie mal die Elektrizität ab und lassen ihr Auto stehen für eine Woche. Gehen sie zu Fuss oder mit dem Velo zum Bauern und um ihr Essen zu kaufen und zum Brunnen um ihr Wasch- und Trinkwasser zu holen. Schreiben sie jeden Abend ihre Erlebnisse im Kerzenschein auf ein Blatt Papier. Machen sie das erst mal im Sommer. Wir sind gespannt auf ihre Berichte in einer Woche.

    • Eike Roth

      „Reichtum als Folge der Klimaerwärmung?“ Ja, warum denn nicht? Die Geschichte lehrt und, dass warme Zeiten für die Menschheit immer besser waren als kalte Zeiten. Ich glaube, wir sollten froh sein, in einer wärmeren Zeit zu leben als vor 200 Jahren in der Kleinen Eiszeit. Und deren Ende haben höchstwahrscheinlich nicht wir Menschen verursacht, weil wir damals auf jeden Fall noch zu schwach dafür waren, weil CO2 vermutlich nur wenig Einfluss auf das Klima hat, und weil die starke Zunahme seiner Konzentration höchstwahrscheinlich überwiegend ein natürlicher Prozess ist.

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