Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 124“ im Online-Nebelspalter vom 16. September 2024 zu lesen.
Vor einer Woche habe ich gezeigt, wie sehr die Verbesserungen unserer Lebensumstände seit 1850 vom wachsenden Einsatz fossiler Energien abhängig waren und noch immer sind (siehe hier). Natürlich bringt eine derart weitgehende Umgestaltung des Energiesystems zwangsläufig auch negative Nebenwirkungen mit sich, auf die ich jetzt eingehe. Die meisten dieser Nebeneffekte werden auf die stark wachsende CO2-Konzentration in der Atmosphäre zurückgeführt. Viele fürchten, dass das zu einer eskalierenden Erwärmung und zusätzlich zu mehr und heftigeren Unwetterkatastrophen führen wird, die wir nicht mehr beherrschen können.
Was wichtig ist:
– Die CO2-Emissionen der Welt nahmen seit 1850 im Gleichschritt mit dem Energieverbrauch ständig zu – seit 1950 in stark erhöhtem Tempo.
– Die Zahl der Todesopfer wegen Naturkatastrophen ist in den letzten hundert Jahren um über 95 Prozent gesunken.
– Die Höhe der wirtschaftlichen Schäden aus Klimakatastrophen, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, zeigt für die letzten 30 Jahre keinen Trend.
– Diese Erfolge waren nur möglich dank dem Einsatz von fossiler Energie. Nur mit Öl, Gas und Kohle kann man die negativen Folgen der Klimagase abmildern.
Schauen wir uns als erstes die globale Entwicklung der jährlichen CO2-Emissionen aus dem Gebrauch fossiler Energien von 1850 bis 2022 an – also in der Zeit seit der Industriellen Revolution, die durch einen massiven Mehrverbrauch an Kohle, Öl und Gas geprägt ist (die Grafik ist von «Our World in Data», siehe hier):
Die Emissionen sind in Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr angegeben. Nicht überraschend bewegen sich die globalen Jahressummen dieser Emissionen praktisch im Gleichschritt mit dem Gesamtenergieverbrauch, den ich in Grafik 1 meines letzten Beitrages gezeigt habe (siehe hier): Von 0,36 Milliarden Tonnen im Jahr 1850 steigen die CO2-Emissionen bis 1950 moderat auf sechs Milliarden Tonnen, um danach in höherem Tempo bis 2022 auf 37 Milliarden Tonnen anzusteigen – wir emittieren heute jährlich also gut hundertmal mehr CO2 als 1850.
Asien stösst seit 2000 immer mehr Kohlendioxid aus
Zusätzlich zeigt die Grafik die Anteile der einzelnen Weltregionen. Bis 1950 wurde CO2 fast ausschliesslich in den Industrieländern Europas und in den USA emittiert. Danach spielten zunehmend auch asiatische Länder beim globalen Emissions-Mix eine Rolle – mit einer besonders dramatischen Zunahme in China in den 2000er Jahren. Im Gegensatz dazu gelang es vor allem den Europäern ab 1990, ihren Ausstoss zu verkleinern.
Der Ausstoss Chinas ist grösser als derjenige Europas und der USA zusammen
Heute sind die USA und Europa noch für gut 27 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, während Asien mit hohen 59 Prozent (China 31 Prozent) der Hauptverursacher ist. Aufschlussreich ist zudem der Blick auf die Emissionen des Internationalen Flugverkehrs (ganz oben): Nur 1,1 Prozent des CO2 , das weltweit in die Atmosphäre gelangt, stammt von den Düsenjets – sogar ein Verbot der gesamten Fliegerei würde dem Klima also nichts nützen.
Wie sieht es nun mit den negativen Effekten dieses starken CO2-Wachstums für uns Menschen aus? Immer wieder wird behauptet, dass die Zahl klimabedingter Naturkatastrophen aus diesem Grund bereits stark gestiegen sei. So machte Uno-Generalsekretär Antonio Guterres 2022 folgende Aussage: «Überschwemmungen, Dürreperioden, Hitzewellen, extreme Stürme und Waldbrände werden immer schlimmer und brechen immer häufiger Rekorde (…) Die Zahl der wetter-, klima- oder wasserbedingten Katastrophen ist in den letzten 50 Jahre um das Fünffache gestiegen.»
Die Zahl der Unwetterkatastrophen hat seit 2000 nicht zugenommen
In «Schlumpfs Grafik 107» habe ich diese Aussage als krasse Falschaussage demaskiert (siehe hier): In Wirklichkeit ist bezüglich der Zahl klimaabhängiger Unwetter seit 2000 kein Trend zu verzeichnen. Noch wichtiger als die Eintretenswahrscheinlichkeit solcher Naturkatastrophen ist aber die Bilanz der Auswirkungen auf das Wohlergehen der Menschen, sprich die Opferzahlen und die Wirtschaftsschäden, die dadurch verursacht werden.
Rückgang der Opfer aus Unwettern um über 90 Prozent
Die härteste Währung, mit der solche Folgeschäden des CO2-Anstiegs gemessen werden kann, ist die Zahl der Menschen, die wegen Unwettern ihr Leben verlieren. Die nächste Grafik zeigt die Zahl der Todesfälle wegen Naturkatastrophen seit 1920 in Zehnjahresschritten (auch diese Grafik kommt von «Our World in Data», siehe hier):
Weil die Opferzahlen pro Jahr stark schwanken, sind sie hier auf einen Zehnjahresdurchschnitt geglättet worden: Der Wert von 1920 zeigt also den Durchschnitt der Jahre 1920 bis 1929 et cetera. Der aus der Grafik ersichtliche globale Abwärtstrend ist erstaunlich und eindrücklich: Von 524’000 Todesfällen in den 1920er-Jahren gingen die Opferzahlen bis auf 38’000 in den 2020er-Jahren zurück (das Jahrzehnt ist natürlich noch nicht abgeschlossen) – die Gefahr, an den Folgen einer Naturkatastrophe zu Tode zu kommen, hat also in den letzten 100 Jahren um erstaunliche 93 Prozent abgenommen!
Dabei sind in den Zahlen dieser Grafik auch die Opfer von Erdbeben (hellbraun) mitberücksichtigt, auf die die CO2-Emissionen keinen Einfluss haben. Rechnet man diese Todesfälle heraus, dann sinken die gesamten klimarelevanten Opferzahlen nach dem Jahr 2000 pro Dekade um mindestens die Hälfte. Zudem weiss man, dass im frühen 20. Jahrhundert nur die ganz grossen Ereignisse genügend Spuren in historischen Dokumenten hinterlassen haben, um in dieser Statistik zu erscheinen, kleinere Katastrophen blieben unberücksichtigt. Wird all das in die Rechnung mit einbezogen, sinkt das Risiko, wegen klimarelevanten Naturkatastrophen zu sterben, in den betrachteten hundert Jahren noch deutlich stärker als um 93 Prozent.
Kaum mehr Todesopfer wegen Naturkatastrophen – dank fossiler Energie
Die Grafik zeigt auch, dass bis 1970 am weitaus meisten Menschen wegen Dürren (blau) und Überschwemmungen (violett) gestorben sind. Mit verbesserten baulichen Massnahmen und effizienteren Vorwarnsystemen, mit Bewässerungs- und Trockenlegungsmaschinen, mit leistungsstärkeren Transportmitteln und verfeinerten medizinischen Hilfsgütern (die Liste ist unvollständig), konnten die Auswirkungen dieser beiden Plagen ab den 1980–er Jahren so gut bekämpft werden, dass sie seither kaum mehr Opfer gefordert haben.
Bei all den aufgeführten Massnahmen aber, sei es der Bau von Dämmen, sei es das Betreiben von Wasserpumpen für die Bewässerung, sei es die Installation von Frühwarnsystemen oder sei es der Transport von Hilfsgütern bei Notsituationen in arme Länder – immer spielen bei diesen Aktionen fossile Energien eine so zentrale Rolle, dass viele dieser Verbesserungen ohne Kohle oder Öl oder Gas nicht möglich gewesen wären.
Unwetterschäden zeigen im Vergleich zum BIP keinen Trend
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf die materiellen Schäden, die von Extremwettern zwischen 1990 und 2017 verursacht wurden. Damit der wachsende globale Reichtum in dieser Zeit berücksichtigt ist, sind die Zahlen als Anteile des Bruttoinlandsproduktes (BIP) angegeben (die Grafik ist wieder von «Our World in Data», siehe hier):
Gemessen an unserem wachsenden Wohlstand schwanken die Kosten, die durch klimarelevante Katastrophen verursacht werden, zwischen 0,1 und 0,4 Prozent des BIP: Das ist alles andere als eine existenzielle Bedrohung.
Fazit: Selbst wenn einzelne Naturkatastrophen häufiger geworden sind, so zeigen sie doch in ihrer Gesamtzahl keinen Trend. Trotz stark wachsender Bevölkerung sind aber die Todesfälle wegen diesen Wetterkatastrophen massiv zurückgegangen. Dieses «Wunder» lässt sich nur durch den gewaltigen Einsatz verlässlicher, kostengünstiger, vielseitiger und überall einsetzbarer Energie – sprich fossiler Energie – erklären: Dank Kohle, Öl und Gas konnten wir in den letzten hundert Jahren alte und neue Bedrohungen eines ständig sich wandelnden Klimas nicht nur neutralisieren, sondern teilweise sogar eliminieren.
Ein ausgezeichneter Beitrag von Prof. Martin Schlumpf. Vielen Dank! Die Schweiz verschleudert mit der heutigen fanatischen und ideologischen Klimawandel-Panik jährlich viele Milliarden Franken, ohne den geringsten Effekt auf das Klima. Der Klimawandel findet tatsächlich statt. Man muss diesen Wandel jedoch mit Vernunft und Wissen bekämpfen. Das CO2 in der Atmosphäre hat eine sehr grosse Trägheit. Man kann diesen Wandel daher nicht kurzfristig stoppen. Es wird bis zum Jahre 2100 im Mittel rund 3-4 Grad Celsius wärmer sein als heute. Wir dürfen daher sicher nicht passiv bleiben. Es gibt viele mögliche Massnahmen. Die beste und effizienteste unter den möglichen Massnahmen ist die Anpassung an den Wandel.
Den Leserinnen und den Lesern empfehle ich als Lektüre den unten stehenden Artikel von Prof. Björn Lomborg. Lomborg ist weder Klimawandel-Leugner, noch Klimawandel-Paniker. Er ist ganz einfach ein kompetenter Wissenschafter mit Wissen, Verstand, Vernunft, Realismus und Verantwortung.
Hier der Link zum Beitrag:
https://weltwoche.ch/story/erst-das-wichtigste-dann-das-klima/