Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 144“ im Online-Nebelspalter vom 7. April 2025 zu lesen.
Jedes Jahr sterben weltweit Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Weil dabei aber das Risiko, wegen Luftverschmutzung in Innenräumen zu sterben, stark gesunken ist, fordert heute die Feinstaubbelastung im Freien am meisten Todesopfer. Energiearmut in armen Ländern ist eine wichtige Ursache für die Gefahr, wegen schlechter Luft zu sterben.
Was wichtig ist:
– 2021 starben wegen Luftverschmutzung weltweit rund acht Millionen Menschen.
– Das waren aber 46 Prozent weniger Todesfälle als 1990.
– Dabei ist das Risiko, wegen schlechter Luft in Innenräumen zu sterben, sogar um 66 Prozent zurückgegangen.
Die folgenden Zahlen stützen sich auf den soeben erschienenen neuesten Beitrag über Luftverschmutzung auf der Webseite «Our World in Data» (siehe hier). Die wichtigste Quelle dieses Berichts ist eine Studie über globale Krankheitslast (Global Burden of Disease, siehe hier), die 2024 am Institut für Gesundheitsmetrik und -bewertung der Universität Washington durchgeführt wurde. Gemäss dieser Studie gab es 2021 global gut acht Millionen Todesopfer wegen Luftverschmutzung – 2,4 Millionen davon in China, 2,1 Millionen in Indien.
Fast fünf Millionen Todesopfer wegen Feinstaub
Untersuchungen zur Luftverschmutzung unterscheiden drei Bereiche: in Innenräumen (oder in Haushalten), im Freien wegen Feinstaubbelastung und im Freien wegen Ozon. Laut der erwähnten «Global Burden of Disease»-Studie waren 2021 3,1 Millionen Todesopfer auf Luftverschmutzung in Haushalten zurückzuführen, wegen des Verbrennens von festen Brennstoffen, wie Ernteabfälle, Dung, Feuerholz, Holzkohle oder Kohle. Am meisten Todesfälle, nämlich 4,7 Millionen, forderte die Feinstaubbelastung im Freien. Wegen Ozon gab es knapp eine halbe Million Tote.
Luftschadstoffe, die zur Luftverschmutzung beitragen, sind Schwefeldioxid (SO2), Stickoxide (NOx), Russ, Methan (CH4), Ammoniak (NH3) und flüchtige organische Verbindungen ohne Methan. Diese Stoffe werden in verschiedener Weise freigesetzt: bei der Energiegewinnung, im Verkehr, bei industriellen Prozessen und in der Landwirtschaft: Kurz, die Gesundheitsschäden, die diese Schadstoffe verursachen, sind Teil des Preises, den wir für unseren Wohlstandsfortschritt bezahlen.
Heute kann die Luftverschmutzung besser bekämpft werden
Im Gegensatz zu den Zeiten vor 1850, in denen die Menschen Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung (Kochen und Heizen mit Abfällen oder Holz) wehrlos ausgesetzt waren, stehen uns heute immer mehr Möglichkeiten zur Verfügung, deren negative Auswirkungen zu vermeiden. Die folgende Grafik zeigt anhand der globalen Todesrate wegen Luftverschmutzung von 1990 bis 2021, wie gut uns das bisher gelungen ist:

Die Grafik zeigt die Entwicklung der drei verschiedenen Kategorien von Luftverschmutzung als gestapelte Flächen: Unten sieht man hellgrün die Raten für Luftverschmutzung in Innenräumen (Indoor air pollution), darüber dunkelblau die Raten für Feinstaub im Freien (Outdoor particulate pollution) und zuoberst rosa die Zahlen für Ozonbelastung im Freien (Outdoor ozone pollution). Diese Todesraten geben an, wie viele Todesfälle pro 100’000 Einwohner aufgetreten sind – das Wachstum der Bevölkerung in dieser Zeit ist also eingerechnet.
Die Indoor-Luftverschmutzung ist um zwei Drittel gesunken
In der Summe ist das globale Risiko, wegen Luftverschmutzung zu sterben, seit 1990 von 189 auf 103 Todesfälle pro 100’000 Menschen zurückgegangen. Das entspricht einer Reduktion um 46 Prozent. Besonders verbessert hat sich die Situation bei der Luftverschmutzung in Innenräumen: Innerhalb von 31 Jahren konnte das entsprechende Risiko um 66 Prozent gesenkt werden. Damit wurde dieser Risikofaktor, der seit Urzeiten dominierend war, zum ersten Mal an der Spitze abgelöst durch eine Gefahr, die von aussen kommt: die Feinstaubbelastung – dies allerdings insgesamt auf immer tieferem Gefahrenniveau.
Selbstverständlich erschliesst sich aus diesen globalen Zahlen nicht, wie unterschiedlich einzelne Länder ihre Einwohner vor Luftverschmutzung schützen. Einen Einblick dazu gibt die folgende Grafik. Aus den interaktiven Grafiken von «Our World in Data» habe ich zu diesem Zweck die Zahlen für die Schweiz, für Deutschland, für China und für Indien ausgewählt (siehe hier). Gezeigt werden wieder die Todesraten pro 100’000 Einwohner im Zeitraum von 1990 bis 2021:

Die Sterberate in Indien ist 25-mal höher als in der Schweiz
Wenig überraschend zeigt die Grafik, wie viel höher das Risiko, wegen Luftverschmutzung zu sterben, in den grössten asiatischen Schwellenländern ist, verglichen mit reichen europäischen Industrieländern: 2021 starben in Indien 201 Menschen pro 100’000 Einwohner, in der Schweiz waren es nur acht. In allen vier Ländern gab es aber deutliche Fortschritte beim Schutz vor Luftverschmutzung: in absoluten Zahlen weitaus am stärksten in China (minus 244) und am wenigsten in der Schweiz (minus 43).
Das wirtschaftlich erfolgreiche China schützt die Einwohner besser
Relativ gesehen schwingt aber die Schweiz mit minus 84 Prozent obenaus, vor Deutschland mit minus 81 Prozent, China mit minus 65 Prozent und Indien mit nur minus 23 Prozent. Im direkten Vergleich zwischen China und Indien zeigt sich, dass der viel stärkere wirtschaftliche Aufschwung, den China erlebt hat, diesem Land die Möglichkeit gab, seine Einwohner viel besser vor Luftverschmutzung zu schützen, als dies in Indien möglich war.
Und dieser chinesische Erfolg beruht zum grössten Teil darauf, dass es dort gelungen ist, die Luftverschmutzung in Innenräumen massiv einzudämmen: Während 1990 noch 1,8 Millionen Todesfälle durch Luftverschmutzung in Haushalten zu verzeichnen waren, sank diese Zahl bis 2021 auf 415’000 – eine Reduktion um 77 Prozent. In Indien dagegen verharrte die Zahl der jährlichen Todesopfer wegen Luftverschmutzung in Innenräumen während all dieser Jahre bei 1,1 Millionen.
Fazit: Global gesehen ist die Zahl der Todesfälle wegen Luftverschmutzung bereits deutlich gesunken. Schwierig bleibt dagegen die Situation in Entwicklungsländer. Dort haben die Menschen wegen Armut oft keine andere Möglichkeit, als in den eigenen Räumen Holz oder Kohle zu verbrennen, um zu kochen und zu heizen. In diesen Ländern muss man auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung hoffen, damit die Menschen Zugang zu Elektrizität haben und sich geschlossene Heiz- und Kochsysteme leisten können.
France: entendu sur France culture ce chiffre de 40.000 morts par pollution de l’air, justifiant les zones faibles émissions et le banissement progressif de la voiture individuelle, la transition énergétique par ENR. Pourtant pendant le covid les nanoparticules polluantes dans les centres urbains n’ont pas diminués.
Et dans les campagnes la pollution des pollens par des particules ammoniacés n’est jamais mentionnée.
Du tout et n’importe quoi quand il s’agit de défendre des programmes politiques.
Bitte eine Liste der Personen vorlegen, die tatsächlich an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben sind! Wo lebten sie, an welchen anderen Krankheiten litten sie, in welchem Alter starben sie, usw.?
Diese Liste existiert nicht, diese Toten sind namenlos.
Dennoch ist die Lebenserwartung bei der Geburt und die verbleibende Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren stetig gestiegen.
Es stimmt, dass Ärzte Kinder und Erwachsene behandeln, die unter Atemwegsproblemen leiden. Aber sie können nicht wissen, inwieweit diese Krankheitsfälle zurückgehen würden, wenn z. B. die Feinstaubbelastung um die Hälfte gesenkt würde.
Die Geschichte von den Millionen Toten weltweit, den 40.000 Toten in Frankreich und den 3.000 Toten in der Schweiz ist im wahrsten Sinne des Wortes abwegig. Sie ist eine Täuschung.
Das Einzige, was die wenigen Studien zu diesem Thema aussagen können, ist, dass wenn der Feinstaubgehalt oder andere Luftverschmutzungen zurückgehen würden, die Lebenserwartung um ein paar Monate steigen könnte, aber nicht mehr.
Darüber hinaus sind wir überall auf der Welt einer Atmosphäre ausgesetzt, die mit Staub, Pollen und anderen mehr oder weniger schädlichen Substanzen belastet ist. Es gibt ein „Hintergrundrauschen“, an das sich unser Körper anpassen muss.
Lieber Michel: Klar gibt es keine genaue Liste dieser Todesfälle. Darum geht es aber nicht in meinem Beitrag. Sondern darum, dass wir grosse Fortschritte bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung (vor allem in den Innenräumen) gemacht haben. Und dafür habe ich die besten mir zur Verfügung stehenden Zahlen genommen. Kennst Du bessere?