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Schweizer Gewässer leiden immer weniger wegen Pestiziden

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Der Originalbeitrag ist als „Schlumpfs Grafik 143“ im Online-Nebelspalter vom 31. März 2025 zu lesen.

In unserer hochentwickelten industriellen Landwirtschaft ist der Einsatz von Pestiziden ausschlaggebend: Erst eine gezielte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht die hohen Ernteerträge, mit denen wir heute alle Menschen ernähren können. Pestizide belasten aber die Umwelt – insbesondere durch die Verschmutzung unserer Flüsse und Seen und des Grundwassers. Dieser Beitrag zeigt, wie gut die Schweiz ein Gleichgewicht zwischen diesen Polen findet.

Was wichtig ist:

– Zwischen 2008 und 2020 hat der Pestizideinsatz in der Schweiz um 14 Prozent abgenommen.
– Dies ist in erster Linie auf einen starken Rückgang bei Unkrautvertilgungsmittel zurückzuführen.
– Die Wasserverschmutzung durch Pestizide ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken.

Aktionsplan des Bundesrates

2017 hat der Bundesrat den «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» verabschiedet (siehe hier), der die Umweltrisiken durch den Einsatz von Pestiziden vermindern will. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) macht jährlich eine Zusammenstellung, wie viele Tonnen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe in den verschiedenen Kategorien verkauft werden (siehe hier).

Dabei geht es um Wirkstoffe gegen Pilze und Bakterien (Fungizide und Bakterizide), gegen Unkräuter (Herbizide), gegen Insekten sowie Milben und Zecken (Insektizide und Akarizide) und gegen Weichtiere wie Schnecken (Molluskizide). Die nächste Grafik zeigt die Verkaufsmengen in Tonnen pro Jahr innerhalb dieser Kategorien von 2008 bis 2020:

Pestizid verkaufsmengen
Quelle: Bundesamt für Landwirtschaft

Verwendung von Herbiziden ist stark gesunken

Der Grossteil der verkauften Pflanzenschutzmittel fällt in die Kategorien der Fungizide (hellblau) und der Herbizide (grün). Dabei ist der Verkauf von Herbiziden (Unkrautvertilgungsmittel) innerhalb der gezeigten 13 Jahre von 873 Tonnen auf 499 Tonnen gesunken – das entspricht einem Minus von 43 Prozent. Weil gleichzeitig aber etwas mehr Fungizide und Insektizide angewendet wurden, ist der gesamte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur um 14 Prozent zurückgegangen: von 2237 Tonnen im Jahr 2008 auf 1928 Tonnen im Jahr 2020.

Intensive Landwirtschaft braucht am meisten Pestizide

Wie viel an Pflanzenschutzmitteln verwendet wird, hängt stark von der landwirtschaftlichen Nutzung ab. Intensive Landwirtschaft für spezielle Kulturen (Weinbau, Obstplantagen) auf relativ kleinem Raum erfordert die grössten Mengen an Pestiziden. So weisen Länder wir Israel, die Niederlande, Frankreich und Italien, wo solche Landwirtschaftsformen eine wichtige Rolle spielen, hohe Pestizidwerte pro Hektare landwirtschaftliche Nutzfläche aus. Dasselbe gilt weitgehend auch für die Schweiz. Allerdings ist es sehr schwierig, aussagekräftige Vergleiche zwischen Ländern zu machen, weil die Daten unterschiedlich erhoben werden.

Zwischenbericht zum «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel»

Wie erfolgreich ist die Schweiz bisher mit der geplanten Verminderung der Umweltrisiken durch Pestizide? Im Mai 2024 ist ein Zwischenbericht zur Umsetzung des oben erwähnten «Aktionsplans Pflanzenschutzmittel» erschienen (siehe hier). Ein wichtiger Punkt bei dieser Risikobekämpfung betrifft die Qualität der sogenannten Oberflächengewässer, also den Zustand unserer Seen und Flüsse. Die folgende Grafik zeigt die Gesamtbelastung dieser Oberflächengewässer durch Wirkstoffe aus der Anwendung von Pestiziden pro Jahr zwischen 2012 und 2022:

Indikator oberflächengewässer
Quelle: Aktionsplan Pflanzenschutzmittel

Der 2017 eingeführte «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» hat zum Ziel, innert zehn Jahren, also bis 2027, die verschiedenen Umweltbelastungen um 50 Prozent zu senken. Punkto den Risiken für Oberflächengewässer ist dieses Reduktionsziel im Jahr 2022, wie in der Grafik gezeigt, praktisch schon erreicht: Die rot gestrichelte Linie zeigt den Ausgangspunkt der Betrachtung (Durchschnitt der Jahre 2012-2015), die schwarz gestrichelte Linie signalisiert das Reduktionsziel von 50 Prozent.

Die Grundwasserbelastung ist um über die Hälfte gesunken

Noch stärker haben die Risiken durch Pflanzenschutzmittel beim Grundwasser abgenommen:

Indikator grundwasser
Quelle: Aktionsplan Pflanzenschutzmittel

Wie die Grafik zeigt, wurde das nach derselben Methodik anvisierte Reduktionsziel um 50 Prozent bei der Grundwasserbelastung bereits 2020 erreicht, und die entsprechenden Wirkstoffeinflüsse sind seither weiter gesunken.

Zuviel Regulierung könnte den Ertrag vermindern

Insgesamt ist die Belastung für unsere Oberflächengewässer und unser Grundwasser durch den Pestizideinsatz der Landwirtschaft in den letzten Jahren also bereits deutlich gesunken. Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass verschiedene Pflanzenschutzmittel wegen strengeren Regulierungen heute nicht mehr erhältlich sind.

Dies führt aber auf der anderen Seite bei den Bauern zu immer mehr Engpässen bei der Auswahl von effizienten Pflanzenschutzmitteln, die ihnen einen gesteigerten Ernteertrag garantieren, mit dem sie zur Ernährung unserer ständig wachsenden Bevölkerung beitragen können. Offensichtlich sind wir bereits auf recht gutem Weg beim Schutz vor Pestiziden. Nun müssen wir nur noch darauf achten, dass auch die Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Produktion erhalten bleibt.

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